Unter dem Motto «öffentlicher Verkehr – was einen Wert hat, hat auch einen Preis» fand heute in Bern die Jubiläumsmitgliederversammlung der LITRA statt. Seit 75 Jahren setzt sich die LITRA für ein leistungsfähiges Schweizer Verkehrssystem ein. Bundesrätin Doris Leuthard und LITRA-Präsident Peter Bieri forderten in ihren Referaten ein starkes Engagement für ein leistungsfähiges Bahnnetz, das die Herausforderungen der Zukunft bewältigen kann.

In Anwesenheit von Gästen aus Politik, Wirtschaft und Medien – u.a. waren auch die ehemaligen Schweizer Verkehrsminister Leon Schlumpf und Adolf Ogi als Ehrengäste anwesend – fand heute in Bern die 75. Mitgliederversammlung und das Verkehrsforum der LITRA statt. In seiner Begrüssung erinnerte Präsident Peter Bieri an die Gründung der LITRA im Jahr 1936. Als Gemeinschaftsinstitution der im öffentlichen Verkehr tätigen Transportunternehmen und der daran beteiligten Unternehmen der Privatwirtschaft trägt die LITRA seit 75 Jahren dazu bei, das schweizerische Verkehrssystem leistungsfähig zu erhalten. Auch wenn sich die Mobilitätsbedürfnisse verändert haben, so betonte Peter Bieri, ist die LITRA ihren Grundsätzen treu geblieben: «Die LITRA hat sich stets und mit Erfolg für pragmatische und nicht ideologisch gefärbte Lösungen für die Schweizer Mobilität eingesetzt.» Er dankte dabei allen Personen und Institutionen, die während dieser langen Vereinsgeschichte die LITRA mit ihrer Arbeit unterstützt haben.

Öffentlicher Verkehr als Klammer zwischen Stadt und Land

In seiner Präsidialansprache rief Peter Bieri den Wert des öffentlichen Verkehrs für die Gesellschaft und die Volkswirtschaft in Erinnerung: «Obwohl der öffentliche Verkehr täglicher Motor unserer Gesellschaft ist, nimmt man ihn bisweilen erst bei Stau oder Pannen zur Kenntnis ». Im zunehmenden Spannungsverhältnis zwischen Städten, Agglomeration und den ländlichen Regionen kann der öffentliche Verkehr zudem eine Klammer bilden und zur nationalen Kohäsion beitragen.

Aufgrund des weltmeisterlich ausgelasteten Schweizer Schienennetzes und des prognostizierten Mobilitätswachstums – der Schienenpersonenverkehr wuchs alleine von 2000-2008 um über 40 Prozent – muss das Schweizer Verkehrsnetz für die Zukunft gerüstet werden. Die LITRA begrüsst daher die bundesrätliche Vorlage zur «Finanzierung und zum Ausbau der Bahninfrastruktur (FABI).». Damit FABI – analog der NEAT- oder Bahn 2000 Vorlagen – vor dem Volk bestehen kann, ist jedoch noch einige Arbeit nötig.

Der öffentliche Verkehr findet auch auf der Strasse statt

Peter Bieri mahnte, dass nebst der Schienen- auch die Strasseninfrastruktur gut unterhalten werden muss, schliesslich findet der öffentliche Verkehr auch auf der Strasse statt. Stockender Strassenverkehr in den Agglomerationen und Städten schadet allen.

Der Bund muss sich an der Zusatzfinanzierung der Schieneninfrastruktur beteiligen

Weiter begrüsste Peter Bieri ausdrücklich, dass die FABI-Vorlage die Schaffung einer zweckbestimmten Fondsfinanzierung (Bahninfrastrukturfonds) vorsieht. Da von der Planung bis zur Fertigstellung von Verkehrsinfrastrukturen häufig zehn und mehr Jahre vergehen, muss auch deren Finanzierung langfristig und verlässslich sein. In der Alimentierung des neuen Fonds teilt die LITRA die Meinung des Bundesrates, dass die öV-Kundinnen und -Kunden, die Kantone und die Verkehrsunternehmen mehr an die Verkehrsinfrastruktur zahlen müssen. Ein gut unterhaltenes und ausgebautes Verkehrsnetz ist im Interesse aller. Die Verstärkung der sogenannten «Nutzerfinanzierung» ist jedoch an eine Bedingung geknüpft: «Wir sind der Überzeugung, dass auch der Bund einen höheren Beitrag an die Verkehrsinfrastrukturen leisten muss, genauso wie die Kunden, Transportunternehmen und die Kantone. Es wäre inkonsequent, wenn der Bundesrat die Wichtigkeit des öffentlichen Verkehrs stets aufs Neue betont, aber gleichzeitig seine Ausgaben für den Verkehr im Vergleich zu anderen Bundesausgaben unterdurchschnittlich ansteigen lässt.» Im anschliessenden Verkehrsforum präzisierte Bundesrätin Doris Leuthard, Vorsteherin des UVEK, die Absichten des Bundesrates in der Finanzierung des Schienen- und Strassennetzes.

Sie machte deutlich, dass für eine mehrheitsfähige Lösung ein Engagement aller beteiligten Akteure nötig ist. Sie zeigte Verständnis für die Forderung der Kantone, bei Planung und Projektierung stark einbezogen zu sein und eine finanzielle Beteiligung mit einem Nutzen für die jeweiligen Kantone zu verknüpfen.