Seit 09.12.12 wird der Personenfernverkehr ab/bis Wien Westbahnhof auf der neuen Hochleistungsstrecke abgewickelt, auch Güterzüge rollen bereits durch. In zwei Jahren werden die ersten Fernverkehrszüge auch durch den Lainzer Tunnel fahren (bis dahin ausschließlich Güterverkehr) und beim Hauptbahnhof halten. Dieser ging gestern mit vier Gleisen und Bahnsteigen sowie einem Durchfahrtsgleis teilweise in Betrieb. Ebenfalls in Betrieb genommen wurde die 40 km lange Hochleistungsstrecke im Unterinntal. Die Inbetriebnahmen verliefen großteils sehr zufriedenstellend.

Teilinbetriebnahme Wien Hauptbahnhof verlief reibungslos
Hunderte Pendler kamen heute Morgen statt wie bisher am provisorischen Südbahnhof (Ost-bahn) am neuen Hauptbahnhof an. Seit gestern halten erstmals Nahverkehrs¬züge der Ost¬bahn und der Marchegger Ostbahn am neuen Hauptbahnhof. Die S-Bahnen S80 und die S60 werden sogar bis Wr. Neustadt bzw. Hütteldorf/Rekawinkel durchgebunden und den Fahr¬gästen damit das Umsteigen auf die U1 am Hauptbahnhof, die U6 in Meidling und die U4 in Hütteldorf (S60) ermöglicht.

Fahrtzeitgewinn auf der Weststrecke: Schneller und sicherer als mit dem Auto
Sowohl Fern- und Nahverkehr als auch Güterverkehr profitieren von den gestern erfolgreich in Betrieb gegangenen Hochleistungsstrecken.

Zwischen Wien und St. Pölten werden 55 Nahverkehrszüge zusätzlich auf der Bestand- und Hochleistungsstrecke ab bzw. bis Wien Westbahnhof geführt, zehn davon zur Hauptverkehrs¬zeit als bis zu 200 km/h schnelle REX-Nahverkehrszüge (Wien - Amstetten). Pendler aus dem Mostviertel profitieren durch die schnellen REX-Züge insbesondere von der Fahrtzeitver¬kürzung. Den neuen Bahnhof Tullnerfeld werden zur Hauptverkehrszeit die neuen REX-Züge sowie stündlich Fernverkehrszüge anfahren.

Im Tiroler Unterinntal gingen zwischen Kundl/Radfeld und Baumkirchen rd. 40 km Hochleistungs¬strecke in Betrieb. Zusammen mit der Strecke Wien-St.Pölten ergibt das 100 km neue Hochleistungsstrecke – ein Meilenstein der jüngeren Eisenbahngeschichte

Die schnellsten Züge legen die 300 km lange Strecke zwischen Salzburg und dem Wiener Westbahnhof mit bis zu 230 km/h Spitzengeschwindigkeit in nur 2 Stunden und 22 Minuten zurück, bis Innsbruck dauert es nur noch 4 Stunden 15 Minuten. Die schnellste Fahrtzeit von Wien nach St. Pölten beträgt 25 Minuten und verkürzt sich damit um 15 Minuten, jene nach Salzburg um 23 Minuten. Die künftige Durchschnittsgeschwindigkeit der schnellsten Züge von Wien nach Salzburg liegt bei 132 km/h (derzeit noch 114 km/h), von Wien nach Linz sogar bei 151 km/h (derzeit 120) und damit deutlich über der gesetzlich erlaubten Höchstgeschwindigkeit auf der West-Autobahn.

Züge werden sukzessive auf die Neubaustrecken verlagert
Durch die Hochleistungsstrecken wird es aber auch leiser: So werden im Abschnitt Wien-St. Pölten bereits zu Fahrplanwechsel nachts nur noch etwas mehr als die Hälfte der Gützerzüge auf der Bestandstrecke fahren, Mitte 2013 werden nachts bereits rd. 90 Prozent auf die Neubau-strecke verlagert sein. Auch im Unterinntal sorgt die neue Strecke für eine massive Entlastung durch den Güter¬verkehr vor allem in den Nachtstunden – so werden bereits mit Fahrplanwechsel 2 von 3 Güter¬zügen nachts auf der Hochleistungsstrecke fahren, Mitte 2013 bereits 4 von 5.

High-Speed auf den Hochleistungsstrecken – Voraussetzung ist ETCS
Die Hochleistungsstrecken wurden seitens ÖBB-Infrastruktur mit dem derzeit modernsten Zugsicherungssystem ETCS Level 2 (European Train Control System) ausgestattet. Ein großer Vorteil dieses Sicherungssystems ist, dass der Lokführer die Fahrerlaubnis nicht mehr von Lichtsignalen ablesen muss, sondern die aktuell höchstzulässige Geschwindigkeit direkt in den Führerstand übertragen bekommt. Dieses System wird europaweit auf den wichtigen Hauptachsen zum Einsatz gebracht. Es garantiert Einheitlichkeit für grenzüberschreitende Verkehre und gewährleistet ein Höchstmaß an Sicherheit.

„Seit gestern haben wir auf den neuen Hochleistungsstrecken mit dem ETCS Level 2 das modernste europäische Zugsicherungssystem erfolgreich im Einsatz. Wir sind die erste Bahn in Europa, die diese Implementierung pünktlich und im vorgesehenen Budget umgesetzt hat. Auf das Ergebnis können wir sehr stolz sein", so Peter Kleinschuster, Betriebsleiter ÖBB-Infrastruktur AG.

Die Hochleistungsstrecken können ausschließlich mit Fahrzeugen mit ETCS Level 2 Ausrüstung befahren werden. Derzeit fehlt bei einigen ICEs (Fahrplanrelationen: Wien Wbhf – Frankfurt, Wien Wbhf – Dortmund und Innsbruck – Hamburg) noch die entsprechende Ausrüstung, diese werden daher weiterhin über die Bestandstrecke geführt und können daher die im neuen Fahrplan bereits vorgesehene Fahrtzeitverkürzung auf der Weststrecke noch nicht zur Gänze realisieren. Spätestens zu Weihnachten werden aber sämtliche ICEs über die erforderliche Ausrüstung verfügen.