„Mit der Fusion der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Bundesbahn wurde vor 20 Jahren auch die Bahnreform eingeleitet. Eine Folge der Reform war die Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV). Die Länder bestellen seitdem den SPNV. Sie kennen die Mobilitätsbedürfnisse vor Ort. Sie können aus den begrenzten finanziellen Mitteln ein qualitativ und quantitativ optimales Angebot im Nahverkehr erstellen. So konnten seit der Regionalisierung die Takte verdichtet und neben den Regionalbahnen ein schnelles Expresszug-System etabliert werden. Die hierfür vom Bund gezahlten Regionalisierungsmittel müssen deshalb auch über 2014 hinaus gezahlt und mit einem Inflationsausgleich versehen werden", forderte Verkehrsminister Christian Carius heute in Berlin. Carius nahm am Abend (28.01.2014) mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bahnvorstand Dr. Rüdiger Grube am Festakt ‚20 Jahre Bahnreform' der Deutschen Bahn AG teil.

Die Europäische Kommission versucht zurzeit den Wettbewerb auf der Schiene europaweit durch das 4. EU-Eisenbahnpaket weiter voranzubringen. Thüringen unterstützt diese Bestrebungen, einen einheitlichen europäischen Eisenbahnraum zu schaffen. In Bezug auf die diskutierte Trennung von Netz und Betrieb fordert Verkehrsminister Carius jedoch die Fortführung der Strategie eines integrierten Bahnkonzerns: „Die Deutsche Bahn AG muss für das Schienennetz und den Bahnverkehr zuständig bleiben. Der Eisenbahnsektor kann unabhängig von diesen organisatorischen Konzernstrukturen wirksam reguliert werden, etwa in Bezug auf die Zugangsgewährung zu den Schienennetzen oder bei der Entgelterhebung durch die Infrastrukturbetreiber."

Durch die Fusion der beiden deutschen Eisenbahnunternehmen Ende 1993 wurden nach der Wende die Voraussetzungen für die Bahnreform 1994 geschaffen. Zum Jahresbeginn 1996 trat das Regionalisierungsgesetz in Kraft. Seitdem entscheiden die Länder über die finanzielle und organisatorische Ausgestaltung des SPNV. Hierzu erhalten sie in 2014 rund 7,3 Milliarden Euro vom Bund. Thüringen stehen davon rund 3,99 Prozent der Mittel zu (2014 rund 292 Millionen Euro). Diese Mittel wurden in der Vergangenheit Jahren dynamisiert und wuchsen jährlich um rund 5 Millionen Euro. Thüringen hat in den letzten Jahren die verschiedenen Schienennahverkehrsnetze weitgehend im Wettbewerb mit europaweiten Ausschreibungen vergeben. Die Anzahl der nicht bundeseigenen Eisenbahnverkehrsunternehmen erhöhte sich im Freistaat von Null in 1996 auf 15 zum Jahresende 2013. Die Fahrleistung stieg im gleichen Zeitraum von 17,8 Millionen Zugkilometer um 3,5 Millionen auf 21,3 Millionen Zugkilometer je Fahrplanjahr. Die Regionalisierungsmittel des Bundes werden bis Ende 2014 gezahlt und in diesem Jahr evaluiert. Die Länder fordern in den Verhandlungen eine Fortsetzung und weitere Dynamisierung der Zahlungen.