Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) hat am 31.01.2014 ein Bekenntnis zum Ausbau und zur Modernisierung der Bahn in dieser Legislaturperiode abgegeben. An den 12,7 Mrd. Euro für Infrastruktur-Investitionen laut Rahmenplan 2013 bis 2018 werde sie festhalten. ÖBB-Vorstandschef Christian Kern soll die Staatsbahn auch in den nächsten fünf Jahren führen.
Die Funktion des ÖBB-Vorstandschefs wird offiziell neu ausgeschrieben. Sowohl Bures als auch ÖBB-Aufsichtsratsvorsitzender Horst Pöchhacker machten aber kein Hehl daraus, dass sie dabei mit einer Kür von Kern rechnen. Natürlich sei eine Ausschreibung immer ein ergebnisoffenes Verfahren, meinte Pöchhacker.
Der Vorstand der ÖBB-Holding soll von derzeit drei auf zwei Personen verkleinert werden. Konkret trifft dies Franz Seiser, der zur ÖBB-Infrastruktur wechseln soll. Im Holding-Vorstand verbleiben dann Kern und Finanzvorstand Josef Halbmayr, erläuterte Pöchhacker. Mit der Zusammensetzung des ÖBB-Aufsichtsrats zeigte sich Pöchhacker zufrieden. Ex-RLB-OÖ-Chef Ludwig Scharinger sei nach seinem Unfall zum Glück wieder gesund.
Einer von verschiedenen Seiten immer wieder geforderten Privatisierung der Staatsbahn bzw. großer Teile davon erteilte Pöchhacker eine Absage. Eine Privatisierung des Güterverkehrs würde den Konzern zerstören, warnte er, auch der ÖBB-Postbus werde nicht verkauft. Als negatives Beispiel einer Privatisierung von öffentlicher Infrastruktur nannte er die Wasserversorgung in Großbritannien, der private Betreiber sei mit Gewinn ausgestiegen und die öffentliche Hand habe die ausgebliebenen Investitionen nachziehen müssen. Das einzig Vorstellbare sei für ihn, bei der Kontraktlogistik Partner hereinzunehmen.
Einer auch immer wieder überlegten Eingliederung der ÖBB in die Staatsholding ÖIAG erteilte wiederum Bures eine Absage. Dies werde es unter ihrer Ministeramtstätigkeit jedenfalls nicht geben. Grundsätzlich bekannte sie sich zur Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Diese Linie werde sie auch in Brüssel bei der EU weiterverfolgen.
Bures nannte ihre Ziele für die Bahn für die nächsten fünf Jahre: Bis 2018 werden - gemäß dem Rahmenplan - 12,7 Mrd. Euro in die Infrastruktur investiert. Diese Investitionen seien ein Konjunkturmotor, mit direkten und indirekten Effekten würden damit rund 190.500 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert. Die West-, Süd-, und die Brennerachse werden ausgebaut, das Bestandsnetz modernisiert. Im Zuge der Bahnhofsoffensive werden rund 50 weitere Bahnhöfe erneuert.
Mit einem integrierten Taktfahrplan soll die Attraktivität der Bahn für Fahrgäste weiter gesteigert werden. Dabei werden Strecken und Bahnhöfe schrittweise "vertaktet": Nächster großer Taktknoten soll im Dezember 2015 der Wiener Hauptbahnhof werden, dann werden Wiener Neustadt und Eisenstadt folgen. Ab 2025, nach Fertigstellung der modernisierten Südbahn, soll dann der Taktfahrplan im Vollbetrieb laufen. Welches Potenzial durch eine moderne und schnelle Bahn möglich sei, zeige der Vergleich Westbahn - Südbahn: Zwischen Wien und Salzburg auf der Westbahn reisen vier mal so viele Menschen wie zwischen Wien und Klagenfurt - obwohl bevölkerungsmäßig das Einzugsgebiet gleich groß sei.
Nach Jahren der Sanierung müssten nun Jahre des Ausbaus und der Modernisierung folgen, zeichnete Kern einen Wachstumskurs der Bahn. Dabei geht die Staatsbahn von weiter steigenden Fahrgastzahlen und von wachsendem Güterverkehraufkommen aus. Das Transportaufkommen solle bis 2018 um 10 Prozent gesteigert werden - allerdings seien solche Prognosen von der Wirtschaftsentwicklung abhängig. Das Verkehrsangebot im Personenverkehr soll bis 2018 um 10 Prozent steigen, die gefahrenen Personenkilometer um 15 Prozent. Auch die Barrierefreiheit soll stärker beachtet werden: Ab 2015 sollen 140 Bahnhöfe barrierefrei sein, ab 2025 dann 270 Bahnhöfe.
Da die ÖBB-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Schnitt immer älter werden, wurde gemeinsam mit dem Betriebsrat ein Programm erarbeitet, um Ältere länger im Unternehmen zu halten. Darunter werden 3.000 Mitarbeiter mit längeren Krankenständen fallen, erläuterte Kern. Die Führung soll weiter verschlankt werden, die Führungskräfte müssten sich auf allen Ebenen neu um ihre Jobs bewerben. Im Jahr 2010 gab es noch 1.165 Führungspositionen bei insgesamt 42.419 Mitarbeitern, 2012 nur mehr 639 Führungskräfte bei 39.833 Mitarbeitern.
Die Ergebnissituation der Staatsbahn will Kern weiter verbessern: Für 2013 werde das Ergebnis (EBT) bei etwa 90 Millionen liegen, "vielleicht noch etwas drüber".