Das Präsidium des Deutschen Verkehrsforums hat EU-Verkehrskommissar Siim Kallas ein Positionspapier mit Lösungsvorschlägen zur Lärmreduzierung im europäischen Schienengüterverkehr übergeben und dabei eine europäische Finanzhilfe für die Umrüstung von Güterwaggons mit leisen Bremsen vorgeschlagen.

Klaus-Peter Müller, Präsidiumsvorsitzender Deutsches Verkehrsforum und Aufsichtsratsvorsitzender COMMERZBANK AG, empfahl daher ein europäisches Förderprogramm zur Umrüstung von Schienengüterwaggons mit leisen Bremsen. Für die rund 400.000 Güterwagen in der Europäischen Union (EU) würden die Umrüstungskosten je nach eingesetzter Technologie bei 800 Millionen Euro bis zu 2,4 Milliarden Euro liegen. Zudem sollten laut Müller die Rahmenbedingungen für eine Umrüstungsförderung europaweit harmonisiert werden.

Müller: "Ein großer Teil des zunehmenden Güterverkehrs in Europa sollte primär über die Schiene rollen und dafür ist eine hohe Akzeptanz der Bevölkerung unerlässlich. Diese Akzeptanz kann es nur geben, wenn die Lärmbelastung deutlich reduziert wird. Ein einzelnes Eisenbahnunternehmen kann da nicht viel erreichen, denn die Güterzüge sind aus vielen Waggons von unterschiedlichen Betreibern aus ganz Europa zusammengesetzt. Die Lärmemissionen des Schienengüterverkehrs sind also ein europäisches Problem, das auch europäisch gelöst werden muss. Damit der Lärm dauerhaft und überall reduziert wird, muss er an der Quelle bekämpft werden. Schallschutzwände wirken nur vor Ort."

Siim Kallas, Vizepräsident der Europäischen Kommission und zuständig für Verkehrspolitik betonte, dass marktbasierte Instrumente wie lärmabhängige Trassenpreise geeignet seien, den Schienenlärm zu reduzieren. Dr. Matthias Ruete, Generaldirektor für Verkehr in der Europäischen Kommission, ergänzte: "In den Leitlinien für die Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-V) und deren Finanzierungsinstrumente, das Connecting Europe facility, sind auch Mittel zur Lärmreduzierung auf der Schiene vorgesehen."

Den im März vorgelegten Leitlinien der TEN-V und der "Connecting Europe Facility" maß Kommissar Kallas höchste Priorität bei. "Die Europäische Kommission hat damit einen Vorschlag gemacht, der den Finanzministern der Mitgliedstaaten genau verdeutlicht, wofür Geld bereitgestellt werden soll. Außerdem wollen wir die TEN-Projekte durch Projekt Bonds für Investoren attraktiver machen, um somit das Investitionsvolumen in die europäische Verkehrsinfrastruktur zu erhöhen." An das Deutsche Verkehrsform gewandt appellierte der EU-Kommissar: "Unterstützen Sie das Konzept der Transeuropäischen Verkehrsnetze und die Connecting Europe Facility, klare Schritte zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum."

Das Präsidium des Deutschen Verkehrsforums diskutierte mit EU-Kommissar Kallas und Mitgliedern des Europäischen Parlaments außerdem über Maßnahmen der Europäischen Union zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, Emissionshandel im Luftverkehr (ETS) und einheitliche europäische Zulassungsverfahren für Schienenfahrzeuge.