Die Hauptaufgabe der Schienen-Control ist die Sicherstellung eines funktionierenden, belebten und liberalisierten Schienenverkehrsmarktes. Als Mediator sorgt sie für einen Interessenausgleich zwischen den Teilnehmern am Verkehrsmarkt und fördert dadurch einen chancengleichen Wettbewerb. Sie überwacht die laufenden Aktivitäten und bewirkt mehr Transparenz für alle Marktteilnehmer. Im Tätigkeitsbericht informiert die Schienen-Control jährlich über Entwicklungen im Schienenverkehrsmarkt.
Privatbahnen im Güterverkehr mit höherem Verkehrsaufkommen
Der Schienengüterverkehr veränderte sich im Jahr 2011 gegenüber 2010 nur geringfügig. Das Aufkommen (Nettotonnen) ging etwas zurück, wogegen die Verkehrsleistung (Tonnen-kilometer) nahezu gleich blieb. Das ist vor allem auf Rückgänge im Kurzstreckenverkehr zurückzuführen. Die Zahl der aktiven Marktteilnehmer im Schienengüterverkehr hat erneut um drei Unternehmen zugenommen. Die Privatbahnen konnten ihren Marktanteil im Verkehrsaufkommen (Nettotonnen) von 19,8 auf 20,6 Prozent steigern, hingegen sank ihr Anteil an der Verkehrsleistung von 14,6 auf 14,4 Prozent.
Mehr Reisende im Personenverkehr und neuer Anbieter auf der Westbahnstrecke
Im gesamten Personenverkehr wurden im Berichtsjahr 244 Millionen Reisende befördert, was einen Zuwachs gegenüber 2010 darstellt. Der Marktanteil der Privatbahnen hat sich dabei von 12,9 auf 13,6 Prozent erhöht. Markant war der Markteintritt der WESTbahn Management GmbH im Dezember 2011. Geschäftsführerin Mag. Maria-Theresia Röhsler, LL.M., MBA dazu: „Der Wettbewerb, der nun im Personenverkehr auf der Westbahnstrecke stattfindet, hat das Angebot für die Fahrgäste erweitert und führt zu einer Qualitätsverbesserung."
Zahlreiche Verfahren wie Schlichtung von Trassenkonflikten im Personenverkehr
2011 war wiederum ein intensives Jahr in der Regulierungsarbeit. Die Schienen-Control Kommission leitete aufgrund von Beschwerden sowie durch Erkenntnisse aus der Marktbeobachtung 60 Verfahren ein. Behandelt wurden beispielsweise die geplante Brennersperre, Verschubthemen, die Entschädigungsbedingungen der Personenverkehrsunternehmen und die Zurverfügungstellung von Echtzeitdaten für ein Bahnunternehmen. Die Schienen-Control befasste sich bereits im Vorfeld des Starts der WESTbahn Management GmbH mit Fragen des diskriminierungsfreien Marktzugangs. „Unter unserer Mitwirkung konnte bei der Trassenvergabe eine Lösung gefunden werden, die für alle Beteiligten tragbar ist. Wir konnten die Trassenkonflikte zwischen der WESTbahn Management GmbH und der ÖBB-Personenverkehr AG schlichten", so Röhsler.
Recast zum 1. Eisenbahnpaket in EU-Gremien verhandelt
Auf europäischer Ebene wurde der Entwurf des Recast zum 1. Eisenbahnpaket von den zuständigen Institutionen (EU-Kommission, Europäischer Rat und Europäisches Parlament) diskutiert. Es sollen etwa die Kompetenzen der Regulierungsbehörden ausgeweitet und die Kontrollmöglichkeiten beim Zugang zu Serviceeinrichtungen verbessert werden. Anfang Juli 2012 erfolgte eine positive Abstimmung im Europäischen Parlament, nun müssen die Mitgliedstaaten den Recast formal annehmen, damit er in Kraft treten kann.
Netzwerk zur internationalen Zusammenarbeit zwischen den Schienen-Regulatoren
Durch die Liberalisierung des Schienenverkehrsmarktes in Europa wird die grenzüberschreitende Abstimmung immer wichtiger. Daher wurde ein Netzwerk zur Zusammenarbeit der unabhängigen europäischen Schienen-Regulatoren eingerichtet. Im Juni 2011 unterzeichneten 15 Gründungsmitglieder in Den Haag das Memorandum of Understanding zur Gründung der Independent Regulators' Group-Rail (IRG-Rail). Fünf Arbeitsgruppen haben ihre Tätigkeit aufgenommen und beschäftigen sich mit den Güterverkehrskorridoren, der Gefährdung des wirtschaftlichen Gleichgewichts gemeinwirtschaftlicher Verträge, der Marktbeobachtung, dem Recast zum 1. Eisenbahnpaket und mit gemeinsamen Ansätzen in Fragen des Benützungsentgelts.