Auf der heutigen (26.07.2012) Halbjahresbilanz verkündet die Deutsche Bahn positive Ergebnisse für das erste Halbjahr 2012 − abgesehen vom Geschäftsbereich Güterverkehr. Transportmenge und Verkehrsleistung sinken gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum in 2011 um 2,6 Prozent. Der ökologische Verkehrsclub VCD fordert deshalb die DB AG und die Politik auf, die Weichen für den Schienengüterverkehr zukunftsgerichtet zu stellen. Allein den Blick auf den Personenverkehr zu lenken, reicht nicht aus

In der Vergangenheit wurden viele Fehler gemacht unter denen der Schienengüterverkehr noch immer leidet: Die Gleislänge wurde seit 1994 um 17 Prozent verkürzt, die Anzahl der Weichen um 50 Prozent reduziert, etwa ein Drittel der Bahnhöfe geschlossen. Und auch bei aktuellen Investitionsprogrammen der DB AG kommt der Güterverkehr zu kurz. Kostspielige Schienenausbau- und Neubauprojekte, wie zum Beispiel die Hochgeschwindigkeitstrasse Nürnberg − Erfurt , der Bahnhof Stuttgart 21 oder die Y-Trasse durch die Lüneburger Heide, sind für den Güterverkehr nutzlos.

Michael Ziesak, Bundesvorsitzender des VCD: „Der Güterverkehr darf nicht auf der Strecke bleiben. Das negative Ergebnis in dieser Sparte lässt sich nicht allein mit der schwächelnden Konjunktur begründen. Bei Aus- und Neubauten der Schieneninfrastruktur müssen endlich die Belange des Personen- als auch des Güterverkehrs berücksichtigt werden". Ziel ist es, so betont Michael Ziesak: „Ein Schienennetz, das einen reibungslosen Taktfahrplan nach Schweizer Vorbild gewährleisten sowie einen wachsenden Güterverkehr aufnehmen kann zu schaffen. Dabei darf nicht allein die schnellstmögliche Verbindung zwischen einzelnen Orten im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die Leistungsfähigkeit des Gesamtnetzes."

Maßnahmen, um bereits stark befahrene Strecken zu entlasten, müssen zügig in Angriff genommen werden. Dazu gehören: Die Wiedereinrichtung von Neben- und Überholgleisen, die Elektrifizierung von Bypass-Strecken und der Ausbau von schwer durchlässige Bahnknotenpunkten.

Außerdem ist die Politik gefragt, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Während für Güterzüge auf jeder Schienenstrecke eine hohe Nutzungsgebühr fällig wird, sind auf der Straße nur Lkw ab 12 Tonnen Gesamtgewicht mautpflichtig − und das auch nur auf Autobahnen und wenigen Bundesstraßen.

Heidi Tischmann, Referentin für Verkehrspolitik beim VCD: „Verkehrsminister Ramsauer setzt zu stark auf den Straßengüterverkehr. Durch die Lkw-Maut eingenommene Mittel fließen ausschließlich in den Straßenbau, und auch der Feldversuch mit Gigalinern hilft nicht, den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Sinnvolle Verkehrspolitik bedeutet, die Lkw-Maut weiterzuentwickeln. Diese muss schrittweise auf 45 Cent pro gefahrenen Kilometer angehoben werden, für alle Lkw ab 3,5 Tonnen Gesamtgewicht und auf allen Straßen gelten."