Seit kurzem bietet Google unter Google Maps einen Fahrplanservice: Wenn man Start und Ziel unter „Route berechnen" eingibt und den Button „Zug" anklickt, erhält man einen Fahrplanvorschlag zur Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, der von Google mit Daten der Deutschen Bahn errechnet wird.
Dabei werden aber im Schienenverkehr nur die Züge der Deutschen Bahn berücksichtigt, andere Eisenbahnverkehrsunternehmen bleiben außen vor. Damit bekommen die Fahrgäste von Google in den Relationen, in denen andere Bahnen als die DB fahren, absurd irreführende Ergebnisse.
Beispiel: Wer über Google Maps etwa die Verbindung von Siegen nach Frankfurt am Main anfragt, erhält nicht etwa den Fahrplan mit den schnellen direkten Zügen der Hessischen Landesbahn (HLB), sondern einen Fahrplan für eine Fahrt auf dem Umweg über Köln, was nicht nur fast doppelt so lange dauert, sondern mit 69,00 Euro auch erheblich teurer ist als das Ticket für die HLB, das nur 25,60 € kostet.
In ganz Deutschland werden Bahnkunden von Google überall dort ähnlich absurd in die Irre geführt, wo andere Bahnen als die DB unterwegs sind. „Die beiden Fast-Monopolisten DB und Google sind sich wohl einig, dass kleine Wettbewerber lästig sind und deren Kunden bestraft werden sollten", meint dazu Wolfgang Meyer, Präsident von mofair, des Verbandes der Wettbewerbsunternehmen.
Google nutzt dabei Daten der DB, die gegenüber Google nur die Fahrpläne der DB-Züge mitteilt, obwohl ihr natürlich alle Fahrpläne aller Züge bekannt sind.
In den Fahrplanmedien, die die DB selbst herausgibt, muss die DB dagegen aufgrund einer Gerichtsentscheidung von 2002 auch alle Wettbewerbs-Eisenbahnunternehmen aufführen. Anlass für das Gerichtsverfahren war damals der Versuch der DB, das Angebot des InterConnex als ersten Wettbewerber der DB im Fernverkehr totzuschweigen.
Die Verpflichtung zur Information über alle Züge, auch der anderer Bahnen, ist inzwischen im Allgemeinen Eisenbahngesetz (AEG) verankert worden. Inzwischen hat die DB ein anerkannt gutes System unter www.bahn.de aufgebaut, das adressengenau innerhalb Deutschland Verkehrsverbindungen aller Anbieter des öffentlichen Verkehrs in Deutschland ausgibt. Einziger Mangel des online-Informationsmediums der DB aus Sicht der Bahnnutzer und der Wettbewerbsbahnen: Pünktlichkeit oder Verspätungen werden nur von DB-Zügen angezeigt, obwohl die Informationen zum Fahrtverlauf auch der Nicht-DB-Züge im DB-Konzern natürlich sehr wohl vorhanden sind. Dieses Diskriminierungsspiel mit Fahrplaninformationen geht jetzt mit Google in verschärfter Form in die nächste Runde.
Jetzt ist wieder der Gesetzgeber gefordert: „Auch bei neuen Medien muss eine gesetzliche Verpflichtung zur diskriminierungsfreien Information über andere Verkehrsunternehmen eingeführt werden", so Wolfgang Meyer. „Die Verpflichtung zur Fahrplaninformation über alle Medien muss in das Eisenbahn-Regulierungsgesetz aufgenommen, Fahrplanauskunft und Vertrieb muss als neutrale Infrastrukturdienstleistung definiert werden." Der Vizepräsident von mofair, Hans Leister, meint dazu: „Wir brauchen in Deutschland nicht nur einen Deutschland-Takt als bundesweit abgestimmtes Angebot im öffentlichen Verkehr, sondern auch einen Deutschland-Tarif und eine einheitliche Informationsplattform zu Fahrplan und tatsächlichem Fahrtverlauf aller Züge, Bahnen und Busse. Das muss endlich ein Ziel der Verkehrspolitik auch auf Bundesebene werden."
Die Argumentation der DB, die Wettbewerbsbahnen müssten ihre Fahrpläne selbst an Google melden, geht an der Sache völlig vorbei. Die DB führt mit unvollständig weitergegebenen Daten die Kunden bewusst in die Irre, obwohl sie die vollständigen Daten selbst vorliegen hat, und dafür gibt es keine Entschuldigung. Vom Marktführer und marktbeherrschenden Unternehmen ist das ein völlig unakzeptables Verhalten.