„Verkehr, Mobilität und Energie stehen vor einem strukturellen Umbruch und einer Neuorientierung, gerade in Anbetracht der europäischen energie- und klimapolitischen Zielsetzungen", erklärte der Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) Ing. Mag. Peter Koren, in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Verkehrsministerin Doris Bures, Mag. Christian Kern, Vorstandsvorsitzender ÖBB-Holding AG, Ing. Ronald Chodász, Geschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie und Dr. Christian Helmenstein, Studienautor und Leiter des Economica Instituts, heute, Montag, in Wien.
Die Europäische Kommission hat 2011 mit dem veröffentlichten „Weißbuch Verkehr" den Fahrplan der europäischen Verkehrspolitik bis 2050 festgeschrieben, in dem die Reduktion der verkehrsbedingten CO2-Emissionen um 60 Prozent bis 2050 erzielt werden soll. Davon abgeleitet wurden die Ziele und Strategien einer umfassenden Verkehrspolitik bis 2025 in Form des Gesamtverkehrsplans für Österreich im Dezember vorigen Jahres vorgestellt. Darüber hinaus gilt es die Versorgungssicherheit für die Industrie im österreichischen Verkehrs- und Transportwesen sicherzustellen.
System Bahn als Standortfaktor
„Eine exzellente Verkehrsinfrastruktur bildet das Rückgrat leistungsfähiger Volkswirtschaften. Ohne hervorragend ausgebaute Verkehrswege und darauf effizient erbrachte Verkehrsdienstleistungen wäre arbeitsteiliges Wirtschaften nicht möglich", betonte Koren. Somit kommt der Bahn eine besondere Rolle zu. Vor allem durch ihre Querschnittswirkung in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Ökologie. „Die ÖBB und die mit dem System Bahn komplementär verbundenen Unternehmen tragen darüber hinaus in vielfältiger Weise dazu bei, den Industrie- und Technologiestandort Österreich abzusichern", betonte der IV-Vize-Generalsekretär. "Eine leistungsstarke Bahninfrastruktur ist nicht nur ein wichtiger Standortfaktor, sondern auch Bedingung dafür, dass wir die steigende Mobilität von Mensch und Gütern umweltfreundlich bewältigen können. Investitionen in die Bahn sind zudem ein Turbo für Wachstum, Beschäftigung und Technologieentwicklung", erklärte Verkehrsministerin Doris Bures, die sich bei der Industriellenvereinigung ausdrücklich für die neue Studie bedankte.
Vor diesem Hintergrund hat die Industriellenvereinigung in der Studie „Der ökonomische Fußabdruck des Systems Bahn" das Gesamtsystem erstmals in seiner ganzen volkswirtschaftlichen Breite untersucht. Denn nur mit empirischen Grundlagen ist ein sachlicher verkehrspolitischer Dialog über die Mobilität der Zukunft und die Bedeutung der Österreichischen Bundesbahnen für den Wirtschaftsstandort Österreich möglich. „Neben kurzfristigen Effekten durch die Infrastrukturerrichtung entstehen durch die Nutzung der Bahninfrastruktur langfristig positive Produktivitätseffekte für den österreichischen Unternehmenssektor sowie Wohlfahrtsgewinne für die Bevölkerung durch ein Mehr an Mobilität", so Dr. Christian Helmenstein, Studienautor und Leiter des Economica Instituts.
Wirtschaftsfaktor Bahn: Mehrwert für Wachstum
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen den hohen Stellenwert des Systems Bahn für Österreich. Das System Bahn generiert mit 54.000 Beschäftigten einen Umsatz in Höhe von 8,4 Milliarden Euro, das entsprach rund 1,4 Prozent der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung des Jahres 2011. Auch auf internationaler Ebene kann das System Bahn eine herausragende Position vorweisen: Im Export beläuft sich der Weltmarktanteil von Schienenfahrzeugen und bahnbezogener Ausrüstung auf 6,5 Prozent, somit liegt Österreich auf dem fünften Platz. Diese Exporte konnten in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt werden. Die österreichische Bahnindustrie ist dabei ein „Hidden Champion". Mit rund 8.100 Beschäftigten und einer Exportquote von 71 Prozent wird ein Umsatz von 2,6 Mrd. Euro und dabei eine Wertschöpfung von rund 900 Mio. Euro pro Jahr erwirtschaftet. Betrachtet man die Innovationsleistung - gemessen an der Zahl der Patente mit heimischem Erfinderbezug im Bereich Bahn und Schiene - ist Österreich, relativ zur Bevölkerungsgröße, die global führende Innovationsnation.
Mehr als die Hälfte der Inlandsumsätze gehen auf Aufträge der ÖBB zurück. Ohne diesen inländischen Referenzmarkt mit stabiler Nachfrage wären die außerordentlichen Export- und Innovationserfolge nicht im selben Umfang möglich. „Der Verkehrsträger Bahn ist ein stabiler und starker Motor für Wirtschaftswachstum in Österreich. Ohne Investitionen in die Bahn hätten wir im Jahr 2012 eine stagnierende Wirtschaftsentwicklung in Österreich erleben müssen", unterstrich Mag. Christian Kern, Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Holding AG.
„Die in Österreich aktive Bahnindustrie ist sehr stolz darauf, dass in der heute präsentierten Studie unsere ‚Weltmeisterstellung' in den strategisch wichtigen Bereichen der bahnbezogenen Patente sowie beim Export von Schienenfahrzeugen und Bahnkomponenten bestätigt wird", so Ing. Ronald Chodász, Geschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie.