Die LITRA begrüsst die heute vom Verband öffentlicher Verkehr (VöV) kommunizierten Entscheide zur öV-Karte und zur mittelfristigen Preis- und Sortimentsentwicklung. Damit der öffentliche Verkehr weiterhin attraktiv bleibt und seine tragende Rolle für die Volkswirtschaft wahrnehmen kann, ist nicht nur das Schienen- und Strassennetz für die Zukunft zu wappnen, sondern auch das Billettsystem.
Heute sind über zwei Milliarden Reisende pro Jahr mit dem öffentlichen Verkehr der Schweiz unterwegs. Sie können sich dabei auf ein einfaches Preissystem verlassen, das ihnen ohne Verkehrsmittel- oder Zeitbindung einen umfassenden Mobilitätszugang bietet. Mit der Tarifgemeinschaft «ch-direct» umfassen die Billette Leistungen von über 150 Transportunternehmen, seien es bspw. der SBB, der PostAuto, der BLS, der SOB oder der Rhätischen Bahn. In den Städten und Agglomerationen kann andererseits auf bequeme Verbundsabos zurückgegriffen werden.
Trotz dieser Erfolgsfaktoren ist das öV-Billett-System – seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts historisch gewachsen – in die Jahre gekommen. Die Billette und Abonnemente sind zu wenig flexibel auf die Bedürfnisse und Mobilitätssituationen der Kundinnen und Kunden zugeschnitten. Auch können unbestrittene Faktoren der Preisbildung nur unzulänglich abgebildet werden. Gleiches gilt für die technische Seite: die Distributionssysteme sind bisweilen in die Jahre gekommen.
Die LITRA begrüsst deshalb ausdrücklich, dass die im Verband öffentlicher Verkehr zusammengeschlossenen Transportunternehmen gemeinsam das öV-Billett von Morgen entwickeln: Die öV-Karte – ein erster Schritt eines E-Ticketings – hat als Plattform Entwicklungspotential. Sie kann schrittweise verschiedene Fahrausweise und ergänzende Angebote im Bereich Mobilität integrieren, wie bspw. die kombinierte Mobilität, Gastro- oder touristische Angebote. Dabei sind die Bedürfnisse aller beteiligten öV-Unternehmen und deren spezifischen Kundeninteressen zu berücksichtigen. Die LITRA begrüsst ebenso die gestartete Anhörung zur Weiterentwicklung des öV-Sortimentes. Zwei Schwerpunkte bilden dabei die Schliessung der «Abo-Lücke» zwischen den General- und Streckenabonnementen und den Abonnementen der Verbunde und sowie attraktive Angebote für die Jugend.
Das öV-Billett von Morgen wird jedoch nicht von «Heute auf Morgen» Realität, sondern muss sorgfältig und auf Basis der heutigen Erfolgsfaktoren umgesetzt werden: GA, Halbtax, Tageskarten oder Einzelbillette bleiben genauso erhalten, wie ein offenes System und ein Basisangebot ohne Verkehrsmittel- oder Zeitbindung. Auch die Tatsache, dass jede zweite Schweizerin und Schweizer ein öV-Abo besitzt und die Politik klare Forderungen wie zum Beispiel eine verstärkte Nutzerfinanzierung stellt, macht deutlich, dass die Arbeiten verschiedensten Bedürfnisse Rechnung tragen müssen.