„Wir wollen die ‚Schnelle Mitte' Deutschlands und Europas auch im Bahnverkehr werden. Dazu gehört neben den ICE-Strecken auch ein leistungsfähiges Schienennetz in der Fläche. Wir wollen das Potenzial unserer günstigen Verkehrslage für ganz Thüringen erschließen", sagte heute (Dienstag) in Erfurt der Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, Christian Carius, zur Anmeldung der Thüringer Bahnprojekte zum ‚Bundesverkehrswegeplan 2015' beim Bund.

„Wir setzen dabei neben dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit - der ICE-Neubaustrecke von Berlin über Erfurt nach München - auf fünf weitere Schwerpunkte", so Carius weiter. „Die bestehende ICE-Strecke aus Richtung Frankfurt soll dabei zwischen Erfurt und Eisenach von 160 km/h auf eine Geschwindigkeit von 200 km/h ausgebaut werden. Diese sehr dicht befahrene ICE-Magistrale ist entscheidend, um am künftigen ICE-Taktknoten in Erfurt die Fernverkehre optimal verknüpfen zu können. Die Ausbaustrecke von Erfurt über Weimar in Richtung Leipzig/Halle soll darüber hinaus für konventionelle Fahrzeuge auf eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h ertüchtigt werden."

Dritter Schwerpunkt für den Bundesverkehrswegeplan ist der durchgehende zweigleisige Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung (MDV) zwischen Erfurt und Gera und die durchgehende Elektrifizierung. Der Abschnitt Gotha-Erfurt-Gera ist die meist genutzte Eisenbahnstrecke Thüringens. Die Nutzerzahlen haben sich mit täglich 25.000 Fahrgästen zwischen Erfurt und Gera in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Das Land plant deshalb bereits nach Ausbau der derzeit im Bau befindlichen zweigleisigen Abschnitte die Bestellung von knapp 200.000 Zugkilometern auf dieser Strecke.

„In Verbindung mit der Schließung der Elektrifizierungslücke von 65 Kilometern zwischen Gotha, Mühlhausen und Leinefelde könnte auf der MDV eine interessante Fernverkehrsrelation vom Ruhrgebiet über Kassel und quer durch Thüringen (Heiligenstadt-Leinefelde-Mühlhausen-Gotha-Erfurt-Weimar-Jena-Gera) nach Sachsen (Chemnitz) entstehen", erklärte der Verkehrsminister. „Durch die Verlagerung von Güterverkehren auf diese Strecke könnte auch die Anbindung des westsächsischen Wirtschaftraums an Mittelthüringen und weiter in das Ruhrgebiet und den Raum Rhein/Main verbessert und Bestandsstrecken entlastet werden. Die neue elektrifizierte Relation wäre somit ein wichtiger Beitrag zum Thema E-Mobilität und würde die Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit des Eisenbahnverkehrs deutlich verbessern."

Fünftes Projekt der Anmeldung Thüringens beim Bund ist der Lückenschluss an der Werrabahn zwischen Südwestthüringen und Coburg, der den dortigen ICE-Halt stärken und die Region auf kurzem Weg an den Fernverkehr anschließen würde. Den Wiederaufbau der knapp 24 Kilometer langen Strecke empfiehlt ein Gutachten im Auftrag der IHK Südthüringen und der IHK Coburg, dessen Erstellung durch das Thüringer Verkehrsministerium unterstützt wurde.

„1.400 Züge täglich bilden das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs in Thüringen", erläuterte Carius. „Wir konnten die Zahl der Fahrgäste in den vergangenen zehn Jahren um drei Millionen auf jährlich über 20 Millionen steigern. Das Land hat 2012 im Freistaat 21,1 Millionen Fahrplankilometer im Schienenpersonennahverkehr bestellt. Bis 2018 wollen wir das Angebot um weitere 1,3 Millionen Fahrplankilometer ausbauen. Die Bahn muss nicht an jeder Milchkanne halten, sondern dort fahren, wo der Bedarf besteht. Durch eine gute Verknüpfung von Nah- und Fernverkehr machen wir den Freistaat zur ‚Schnellen Mitte Deutschlands' für alle Thüringer."