Die heimischen Bahntechnikhersteller erreichten 2012 mit 10,7 Milliarden Euro den zweithöchsten Umsatz ihrer Geschichte, ein Plus von fast fünf Prozent gegenüber 2011. Mit einem Rückgang der Auftragseingänge, insbesondere bei Zügen und Lokomotiven, auf nur noch 10,5 Milliarden Euro verlässt die Bahnindustrie jedoch ihren bisherigen Wachstumskurs. Das berichtete der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. heute auf seiner Jahrespressekonferenz in Berlin. Hinter den Erwartungen zurück blieb auch das Geschäft mit Infrastrukturausrüstungen. Es sank um fast dreieinhalb Prozent. Dank eines noch soliden Auftragspolsters konnte die Bahnindustrie den Anteil ihrer Beschäftigung aber um zwei Prozent auf insgesamt 50.100 Mitarbeiter erhöhen.

„Die Bahnindustrie in Deutschland konnte 2012 zahlreiche Aufträge aus den Vorjahren endlich abrechnen und dadurch einen soliden Umsatz auf hohem Niveau einfahren", erklärte Verbandspräsident Michael Clausecker. So stieg der Umsatz für Schienenfahrzeuge im vergangenen Jahr um über acht Prozent auf 7,9 Milliarden Euro. „Als unverändert kritisch erweist sich das Geschäft mit Infrastrukturausrüstungen", sagte Clausecker. „Es bewegt sich mit einem Volumen von 2,8 Milliarden Euro auf einem nach wie vor niedrigen Niveau."

„Die weiteren Wirtschaftsaussichten haben sich für die Bahntechnikhersteller in Deutschland eingetrübt", sagte Clausecker: „Die Nachfrage nach Bahntechnik sank 2012 um fast 28 Prozent gegenüber 2011 – dem Jahr mit dem ICx-Großrauftrag – und immer noch um sieben Prozent gegenüber 2010. Unter der weltweit schwachen Konjunktur leiden vor allem die Auftragseingänge für Schienenfahrzeuge, dem Hauptgeschäftsfeld der heimischen Bahntechnikhersteller."

Mit Zügen und Lokomotiven oder deren Komponenten erzielte die Bahnindustrie rund dreiviertel ihrer Auftragseingänge. Die Nachfrage in diesem Segment ging 2012 um fast 36 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro zurück. Im Inland erreichte die Nachfrage nach Zügen und Lokomotiven mit 3,8 Milliarden Euro nur noch das Niveau von 2010. Die Auslandsnachfrage stieg zwar um fast sechs Prozent an, mit einem Volumen in Höhe von 3,7 Milliarden Euro lag sie aber deutlich unter dem Niveau des Jahres 2010 mit fünf Milliarden Euro.

Ein durchwachsenes Bild zeigten die Auftragseingänge für Infrastrukturausrüstungen: Sie stiegen um rund sieben Prozent auf drei Milliarden Euro. Allerdings geht die Nachfragebelebung allein auf das Ausland zurück, während die Bestellungen im Inland unverändert auf einem zu niedrigen Niveau von 1,7 Milliarden Euro stagnierten. Mit großer Sorge betrachtet die Bahnindustrie denn auch die seit Jahren andauernde und immer größer werdende Unterfinanzierung der Schieneninfrastruktur in Deutschland. „Es muss so schnell wie möglich gegengesteuert werden", forderte VDB-Hauptgeschäftsführer Ronald Pörner. „Die Unterfinanzierung der Schieneninfrastruktur in Deutschland beläuft sich inzwischen auf jährlich etwa zwei Milliarden Euro. Es besteht also akuter Handlungsbedarf, denn Deutschland finanziert seine Schieneninfrastruktur nicht in dem Maße, wie es für das Eisenbahnland im Herzen Europas notwendig wäre."

Zügige und berechenbare Zulassungsverfahren sind
nur durch eine grundlegende Reform zu erreichen

Zum Teil erhebliche Schwierigkeiten bereitet den Bahntechnikherstellern nach wie vor die Zulassung von Bahntechnik, insbesondere von Zügen und Lokomotiven. „Der Eisenbahnsektor in Deutschland braucht zügige und berechenbare Zulassungsverfahren für Bahntechnik. Die sind aber nur durch eine grundlegende Reform zu erreichen, die auf verbindlichen Absprachen und angepassten Regelungen basiert und dabei auch mit europäischen Vorgaben in Einklang stehen muss. Auf dem Weg dorthin liegt für den Eisenbahnsektor noch ein großes Stück Arbeit", mahnte Clausecker an.

Erfreulich seien indessen die Entwicklungen auf dem Feld der bahntechnischen Innovationen. „Bahntechnische Innovationen führen heute zur Energie- und Treibhausgasreduzierung, zur Lärmminderung und zur Senkung der Lebenszykluskosten", so Clausecker. Technologische Neuerungen seien für die Bahntechnikhersteller in Deutschland die Grundlage zur Einführung neuer Produkte und zum Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Clausecker betonte abschließend: „Unsere Innovationsfähigkeit ist Garant dafür, dass die Bahnindustrie in Deutschland jährlich rund die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland generiert. Deutschland hat sich über Jahrzehnte mit seinen hierzulande verkehrenden High-Tech-Zügen als Technologieschaufenster für die ganze Welt entwickelt. Auf diesem Weg wollen wir weiter entschlossen voran gehen."