Thales Austria unterzeichnete kürzlich den Vertrag mit der ungarischen Infrastrukturgesellschaft NIF (National Infrastructure Development Company) für die streckenseitige Ausrüstung der Strecke Szajol-Püspökladany mit moderner Stellwerks- sowie elektronischer Zugsicherungs-technik bis Ende 2015. Das Projekt mit einem Gesamtauftragsvolumen von 70 Millionen Euro, das Thales im Konsortium mit der ungarischen Dunántúli Kft. abwickelt, ist zu 85 % von der EU gefördert.
Der für Thales am ungarischen Markt bisher größte Auftrag ist gleichzeitig das erste ETCS (European Train Control System) Level 2 Projekt für die ungarische Staatsbahn MÀV. 6 Jahre nach der Realisierung des europaweit ersten grenzüberschreitenden ETCS Projekts am Korridor Wien-Budapest - mit einer vielbeachteten internationalen Festveranstaltung im September 2005 im ungarischen Mosonmagyaróvár - unterstreicht Thales damit erneut seine Erfahrung und Kompetenz im Bereich europäische Zugsicherungstechnik.
Für die insgesamt 66 km lange elektrifizierte, zweigleisige Strecke werden bewährte Systeme und Lösungen der Firma Thales zum Einsatz kommen. Das Auftragsvolumen umfasst unter anderem Design, Lieferung, Installation und Inbetriebnahme von elektronischen Stellwerken der Type ELEKTRA für 5 Bahnhöfe mit einer Betriebsführungszentrale im Bahnhof Püspökladány sowie einer ETCS Level 2 Streckenzentrale. Von der Betriebsführungszentrale aus werden rund 180 Weichen und 340 Signale gesteuert.
"Durch den Ausbau dieser Bahnstrecke und dem Einsatz modernster Thales Sicherungstech-nologie werden wichtige infrastrukturelle und betriebliche Voraussetzungen in Ungarn geschaf-fen, um den Personen- und Güterverkehr effizienter und attraktiver zu gestalten", so Dr. Alfred Veider, Geschäftsführer von Thales Austria. Die Strecke ist Teil des Korridors V des Transeuropäischen Netzwerkes, welches die wichtigsten Hauptverkehrsstrecken umfasst. Der Korridor V verläuft von Turin über Venedig, Ljubljana und Budapest nach Kiew mit Verzweigungen nach Bratislava, Rijeka und Ploce.
Unmittelbar mit Öffnung des Eisernen Vorhangs - vor mehr als 20 Jahren - war Thales bereits als Vorreiter dabei, als es darum ging, moderne Stellwerkstechnologie in Ungarn einzuführen. Zu diesem Jubiläums-Anlass gab es Ende November 2011 einen Festakt in Budapest mit hochrangigen Vertretern der ungarischen Bahnbetreiber, der zuständigen Behörden sowie wichtiger lokaler Partnerfirmen. Unter den mehr als 100 Gästen waren unter anderem Ilona Dávid (Generaldirektorin der GySEV), Dr. László Mosóczi (Vorstandsmitglied bei MÁV), Zoltán Nyul und Dr. Gábor Nagy (Stellv. Generaldirektoren der KIKSZ AG), László Balogh (Abteilungsleiter bei der BKV AG), Gábor Emodi (Büroleiter für Stellwerkinvestitionen, Division für Bahnprojekte, NIF AG). Das Thales Headquarter war durch Frau Isabelle Azemard (Vice President für die Region) vertreten.
Im Jahr 1995 wurde in Hegyeshalom das erste Elektronische Stellwerk für die MÁV in Betrieb genommen. Thales unterstreicht seine Markführerschaft in Ungarn mit zahlreichen weitere Leit- und Sicherungstechnik Projekten, die in der Folge für die Betreiber MÀV, GySEV und BKV erfolgreich umgesetzt wurden, sodass aktuell insgesamt etwa 800 Weichen durch über 40 elektronische Stellwerke der Type ELEKTRA sicher und zuverlässig gestellt werden.
Über ETCS (European Train Control System)
Zugsicherungssysteme sorgen für den sicheren Bahntransport von Passagieren und Gütern. In Europa sind derzeit mehr als 14 unterschiedliche Zugsicherungssysteme im Einsatz, welche nicht miteinander kompatibel sind. ETCS ist modular aufgebaut und besteht aus 3 verschiedenen Anwendungsstufen (Levels), wobei in diesem Fall Level 2 zur Anwendung kommt. Der Hauptunterschied zwischen ETCS Level 1 und ETCS Level 2 besteht in der Art des Übertragungsmediums zwischen dem Fahrzeug und der streckenseitigen Infrastruktur.
Die im Jahre 1996 zur Lösung dieses Kompatibilitätsproblems erlassene Richtlinie der Europäischen Union, verpflichtet die Europäischen Bahnbetreiber, ihre Strecken mit dem europäischen Zugsicherungssystem ETCS auszurüsten. ETCS spielt eine essentielle Rolle in der Harmonisierung des stark national geprägten europäischen Eisenbahnnetzes. Durch dieses System werden die verschiedenen Zugsicherungssysteme Europas vereinheitlicht. Dadurch wird die signaltechnische Interoperabilität erreicht. Das System ist nicht nur für den Einsatz in Europa bestimmt, sondern stellt eine weltweit geeignete moderne Zugsicherungslösung dar, wie eine Vielzahl von internationalen Projekten beweist.