Die Attraktivität des Bielefelder Nahverkehrs ist ungebrochen: 2011 fuhren wieder rund 55,5 Millionen Fahrgäste mit moBiel - ebenso viele Menschen wie im Jahr 2010. Die Nachfrage der Bielefelderinnen und Bielefelder nach Fahrten mit Stadtbahnen und Bussen ist damit unverändert hoch. „Ein Aufwanddeckungsgrad von über 74 Prozent und 55,5 Millionen Fahrgäste im Jahr 2011 sind ein Ergebnis, von dem wir 1991 bei Inbetriebnahme des Stadtbahnverkehrs nicht zu träumen gewagt hätten", sagt moBiel-Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann. 1990 hatte die Verkehrssparte der Stadtwerke Bielefeld gerade einmal 23,1 Millionen Fahrgäste und einen Kostendeckungsgrad von 43,1 Prozent.

Seit 1990 – nach 21 Jahren Stadtbahn-Betrieb – kann moBiel einen Anstieg der Fahrgastzahlen von 139,8 Prozent verzeichnen. Dieser Anstieg hängt einerseits mit der Übernahme der Betriebsführerschaft auf den Bielefelder BVO-Buslinien zusammen sowie der Neuordnung der Buslinien am 12. Juni 2011 im gesamten Osten Bielefelds. „moBiel hat in Oerlinghausen und Schloß Holte-Stukenbrock eine Angebotsausweitung von rund 500.000 Buskilometern umgesetzt. Hierbei wurde ein Halbstundentakt auf vielen Verbindungen, die zuvor deutlich seltener fuhren, eingeführt", sagt Hans-Jürgen Krain, kaufmännischer Leiter von moBiel. Herzstück ist die neue Linie 30, die die „Osttangente" des Nahverkehrsplans durch direkte Verbindungen zwischen Brake, Sennestadt und Schloß Holte mit jeweiligen Bahnanschlüssen schaffte. Die Bahnhöfe Oerlinghausen und Sennestadt sind jetzt deutlich besser angebunden

Kunden sind mit moBiel zufrieden

TNS Infratest legte 2011 das ÖPNV-Kundenbarometer vor. moBiel wurde in der Kategorie Globalzufriedenheit von den Kunden mit 2,53 beurteilt und liegt damit erneut weit über dem Branchendurchschnitt von 2,92. Ebenso liegt das Unternehmen wieder im oberen Drittel der befragten Branchenbesten. Dennoch haben die Kunden moBiel beim Kundenbarometer nicht auf die ersten drei Plätze gewählt. „Aus unserer Sicht steht dieses im unmittelbaren Zusammenhang mit der Baustellensituation in Bielefeld. Es gab Tage, an denen nur eine einzige Buslinie nicht durch Baustellen beeinträchtigt wurde", sagt Kai-Uwe Steinbrecher, Technischer Leiter bei moBiel. Weiter räumt er ein, dass der starke Winter, die fehlende Ausweichstelle für die Stadtbahnen im Niederwall und die Umstellung des 25 Jahre alten rechnergesteuerten Betriebsleitsystems auf das moderne ITCS-System zu den Ergebnissen des Kundenbarometers beitrugen. Durch die Umstellung des Betriebsleitsystems war die Fahrgastinformation häufig nur eingeschränkt möglich.

Das Ergebnis des Kundenbarometers ist für moBiel ein zusätzlicher Ansporn geplante und teilweise schon umgesetzte Verbesserungen schnell voranzutreiben. „Wir erwarten wieder eine Verbesserung der Baustellensituation sowie eine Entlastung durch die geplante Verlängerung der Linie 4 in das Dürkopp Tor 6 Viertel. Diese kann die Betriebsstabilität im Stadtbahnverkehr deutlich verbessern, da das Betriebsgleis am Niederwall dann wieder allen Linien zur Verfügung steht", sagt Brinkmann.

moBiel hat in 2011 einiges für die Kunden unternommen. Neben einem Fahrplanwechsel im Juni wurde ein Tag der offenen Tür veranstaltet. Die Bielefelderinnen und Bielefelder nutzten den Tag, um sich das neue Schienenfahrzeug Vamos anzusehen. Am 20. Dezember 2011 - 111 Jahre nachdem im Jahr 1900 in Bielefeld die erste Straßenbahn fuhr - nahm der Vamos zunächst mit einer Traktion auf der Linie 4 den Fahrgastbetrieb auf. Im Sommer 2011 wurden 19 neue klimatisierte Busse zur weiteren Komfortverbesserung angeschafft.

„Zum Jahresende 2011 haben wir die Mobilitätsgarantie für Abo-Kunden auf eine 10-Minuten-Garantie verbessert. Alle Abo-Kunden kommen damit in den Genuss bereits nach einer 10-minütigen Verspätung die Taxikosten erstattet zu bekommen. moBiel setzt so weiterhin Maßstäbe und geht damit über die landesweite Garantie hinaus", sagt Krain. Und im Dezember 2011 wurde das durch das Land NRW unterstützte Sozialticket für Bielefeld-Pass-Inhaber eingeführt Das Sozial-Ticket wird durch die Stiftung Solidarität vertrieben.

Trend zum Abo hält an

Ungebrochen ist der Trend zu Abonnements im Großkundenbereich. 32 Prozent aller Fahrgäste nutzten Großkundentickets. Im Segment der Jedermannkunden bildete diese Gruppe mit zusammen 56,3 Prozent den größten Anteil gefolgt von den Sechser- und 9-Uhr-Abokunden.

Weiterhin gut 25 Prozent aller Fahrten werden von Auszubildenden und Schülern genutzt. Das bedeutet, dass die Schüler/-innen nach den Abokundinnen und -kunden die größte Kundengruppe darstellen. Der drittstärkste Block, die Fahrten mit Einzel- und Vierertickets, weist weiter eine leicht abnehmende Tendenz auf. 11,4 Prozent aller Kunden entschieden sich 2011 für diese beiden Ticketarten.

Mobiler Ticketkauf mit dem Handy

2009 führte moBiel das Handy-Ticket in Bielefeld ein. 2010 kamen weitere Nutzergruppen durch die Einführung eines iPhone-Apps hinzu. 2011 schließlich wurden für weitere Smartphone-„Apps" für wichtige Betriebssysteme erstellt. „moBiel öffnet sich damit mehr und mehr den neuen und vor allem mobil nutzbaren Medien. Steigende Zahlen der Handy-Ticket-Nutzer und mobiler Ticketverkäufe zeigen einen klaren Trend zur Unterwegsnutzung und -information auf", sagt Krain.

moBiel setzt auch auf eine Diversifizierung in der Kundenkommunikation und bedient sich der klassischen Vertriebskanäle für Tickets und Beratung. Diese werden gerne von den Kundinnen und Kunden im moBiel Haus und im ServiceCenter in der Haltestelle Jahnplatz angenommen.

14 Millionen Euro investiert

moBiel investierte im Geschäftsjahr 2011 insgesamt 14,0 Millionen Euro (Vorjahr: 21,0 Millionen Euro) in Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände Die Investitionen erfolgten hauptsächlich in den Fahrzeugbestand, in die Infrastruktur für Gleisanlagen, Streckenausrüstung und Sicherungsanlagen sowie in eine neue Leitstellentechnik.

Für 5,8 Millionen Euro wurden 19 neue umweltfreundliche Busse beschafft, die teilweise alte Busse ersetzen, aber auch der Erweiterung der Kapazitäten dienen. „Die Kooperation mit der BVO, die mit der Übernahme von Fahrleistungen verbunden ist, sowie der umfangreiche Fahrplanwechsel, erforderten die Anschaffung zusätzlicher Busse", sagt Brinkmann. Die Busse erfüllen den sehr hohen europäischen Umweltstandard EEV (Enhanced Environmentally friendly Vehicles | Fahrzeuge mit fortschrittlicher Umwelttechnologie), der bislang strengsten Schadstoffemissionsrichtlinie für Verbrennungsmotoren mit extrem niedrigen Grenzwerten für den Feinstaubausstoß.

Die Investitionen in die Infrastruktur hatten zum Teil Ersatzcharakter, zum Teil handelte es sich aber auch um Maßnahmen für die breiteren Vamos-Stadtbahnen. Die Investitionen erfolgten vornehmlich in Gleise (1,8 Millionen Euro), in Fahrleitungen (1,2 Millionen Euro) sowie in Bahnsteige (0,8 Millionen Euro).

In ein neues Zuglenkrechnersystem sowie in die neue Leitstellentechnik ITCS (Intermodal Transport Control System) flossen im Jahr 2011 insgesamt 1,2 Millionen Euro. Das ITCS ersetzt das über 20 Jahre alte rechnergesteuerte Betriebsleitsystem (RBL), das moBiel eines der ersten Verkehrsunternehmen in Deutschland noch im Vorfeld der Aufnahme des Stadtbahnbetriebes eingeführt hatte. „Das neue System ist nicht nur hinsichtlich der Steuerungs- und Leittechnik wesentlich leistungsfähiger, es bietet auch erweiterte Möglichkeiten der Fahrgastinformationen", erklärt Steinbrecher. Hierzu wurden Stadtbahnen, Busse und Haltestellen auf die neue Technik umgerüstet. „Auf unserem Betriebshof in Sieker errichteten wir zudem eine neue Abstellhalle für Stadtbahnen sowie eine neue Waschanlage für Busse", ergänzt Steinbrecher.

Die Investitionen wurden hauptsächlich über Abschreibungen, Investitionszuschüsse des Landes für Maßnahmen der Infrastruktur und Zuschüsse der Stadt Bielefeld im Rahmen der Beschaffung von Fahrzeugen sowie über eine Kreditauf-nahme finanziert.

2011 lagen die Verkehrsverluste mit 18,6 Millionen Euro etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Der Jahresfehlbetrag wird aufgrund eines Ergebnisabführungsvertrages vom Gesellschafter Stadtwerke Bielefeld GmbH übernommen. 2000 lagen die Verkehrsverluste bei 26,9 Millionen Euro und der Aufwanddeckungsgrad bei rund 51 Prozent - bei einer deutlich niedrigeren Fahrgastzahl von 34,5 Millionen.

Der Aufwanddeckungsgrad verbesserte sich leicht im Geschäftsjahr 2011 und liegt bei 74,42 Prozent (2010: 74,03 Prozent).

Mitarbeiter identifizieren sich mit moBiel

Im Jahr 2011 waren bei moBiel und der moBiel Servicegesellschaft (mSG) 645 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (2010: 619) beschäftigt. „Den Erfolg des Unternehmens sichern die Beschäftigten von moBiel und der mSG", sagt moBiel-Geschäftsführer Brinkmann. „Sie setzen sich überdurchschnittlich ein, sind Veränderungen gegenüber positiv eingestellt, identifizieren sich mit ihrem Arbeitgeber, haben Spaß an der Arbeit und denken unternehmerisch. Das alles trägt zu unserem Unternehmenserfolg bei."

moBiel in Bielefeld und Europa

Im Rahmen eines EU-Projektes Boosting Advanced Public Transport Systems (BAPTS) hat moBiel von 2008 bis 2011 die Hemmnisse der Nahverkehrsnutzung psychologisch untersuchen lassen - ein Novum im ÖPNV-Markt. Das Projekt endete 2011. Es hat vor allem Erkenntnisse bezüglich des Informations- und Betreuungsbedarfes der Kundinnen und Kunden sowie der noch zu erschließenden Neukundenpotenziale gebracht. Information an vielen auch moBiel-fernen Stellen und vor allem gute persönliche Betreuung helfen den Kunden die Barrieren zum Nahverkehr zu überwinden. moBiel arbeitet nicht erst seit 2011 an Maßnahmen, die dies auch in Zukunft verbessern können.

Das Projekt Ticket to Kyoto (T2K), an dem moBiel beteiligt ist, konzentriert sich auf den globalen Klimaschutz. Auf der einen Seite haben die Partner aus fünf europäischen Ländern (s. Hintergrund zu T2K) einen intensiven Erfahrungsaustausch über einfache, schnelle Handlungsansätze („Quick Wins") begonnen. Im Schwerpunkt der Pilotinvestitionen wird die Energieeffizienz öffentlicher Mobilität weiter ausgebaut. Andererseits wird an einer adäquaten CO2-Bilanzierung und einem Katalog über (unternehmens-)politische Handlungsmöglichkeiten gearbeitet.

Im Mai 2011 gab es in Bielefeld einen erfolgreichen Startschuss für die Projekte während der Jahreskonferenz T2K. Zum Thema Bremsenergierückgewinnung gab es einen intensiven Austausch über den Stand der Technik und aktueller Innovationen. „Bei diesem Thema wird die beim Bremsen von Stadtbahnen zurück gewonnene Energie entweder mobil in den Fahrzeugen oder stationär an den Unterwerken gespeichert, um nach Sekunden oder Minuten für andere Fahrzeuge noch zur Verfügung zu stehen", erklärt Steinbrecher. Alternativ steht dazu die Rückspeisung in das Mittelspannungsnetz der Stromversorger. Bislang wurde diese Energie, wenn sie nicht vollkommen zeitgleich aufgenommen werden konnte, in den Fahrzeugbremswiderständen „verheizt". moBiel leistete in 2011 die internen Vorarbeiten, sowohl in der stationären Speicherung wie in der Netzrückspeisung, um aktuelle und wirtschaftlich sinnvolle Projekte zur effizienteren Bahnstromnutzung im eigenen Netz zu integrieren.

Im Herbst 2011 wurden im Rahmen des T2K-Projektes die ersten intelligenten Weichenheizungssteuerungen eingebaut. Damit entfällt das überflüssige oder zu lange anhaltende Einschalten der sehr energieintensiven, aber betrieblich unabdingbaren Weichenheizungen in der kalten Jahreszeit. Kälte- und Feuchtigkeitssensoren liefern getrennt nach der klimatischen Situation in den unterschiedlichen Stadtgebieten nur die unbedingt für einen störungsfreien Stadtbahnbetrieb nötigen Anschaltbefehle.

Ausblick

Im Hinblick auf den kontinuierlichen Ausbau des ÖPNV-Angebotes werden die Planungen für eine wirtschaftlich vertretbare Erweiterung der Kapazitäten insbesondere im Stadtbahnbereich weiter intensiviert. Während die Ersatzbeschaffung von Stadtbahnwagen mit einer erheblich größeren Fahrgastkapazität weitgehend abgeschlossen ist, das letzte der 16 Vamos Fahrzeuge soll in 2012 ausgeliefert werden,

geht es jetzt um die Umsetzung des Mobilitätskonzeptes moBiel 2030.

Ende 2010 beauftragte die Stadt Bielefeld das Büro „Transport Technologie-Consult Karlsruhe GmbH" den Ausbau des Bielefelder Stadtbahn-Netzes zu prüfen. Nun liegen die

Empfehlungen der Potentialanalyse für die Erweiterungsmaßnahmen vor.

Für den Ausbau der Linie 4 bis zum neuen Hochschulcampus und die Verlängerung der Linie 2 nach Milse-Ost, die als wirtschaftlich eingestuft wurden, läuft bereits das Planfeststellungsverfahren. Mit einem Planfeststellungsverfahren für dien Ausbau der Linie 4 bis Dürkopp Tor 6 wird jetzt begonnen.

Für die besonders wirtschaftlich eingestufte Linie 5 nach Heepen liegt eine Machbarkeitsstudie vor, in der die Streckenvarianten auf ihre Realisierbarkeit überprüft wurden. Für die Linie 3 von Stieghorst nach Hillegossen gibt es bereits eine Planung. Eine Machbarkeitsstudie für die Linie 1 von Senne nach Sennestadt muss jetzt beauftragt werden.

Weitere Verlängerungen wie zum Beispiel der Linie 3 von Ba-benhausen Süd zum neuen Hochschulcampus oder eine bessere Verbindung zwischen Sieker und Sieker-Mitte in Richtung Stieghorst wurden ebenfalls als sinnvoll bewertet.

Hier stehen jetzt wichtige politische Entscheidungen an. Außerdem arbeiten moBiel und die Stadt Bielefeld an einem Kommunikationskonzept, das den Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, sich und ihre Vorstellungen während der Planungsphase einzubringen.

„2012 wollen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit auf hohem Qualitätsniveau stabilisieren", sagt Brinkmann.

Die gesetzten Ziele werden durch Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen in der Schieneninfrastruktur und durch die Inbetriebnahme aller 16 Stadtbahnwagen vom Typ Vamos erreicht. Die Busverkehre, die bisher innerhalb von Bielefeld in der Verantwortung der BVO lagen, müssen in das Angebot von moBiel integriert werden. „Hinzu kommt der Start in ein neues Vertriebs-Zeitalter. Wir beginnen mit der Ausgabe von elektronischen Tickets. Der neue Vertriebsweg und die Nutzung des E-Tickets durch die Kunden soll in den nächsten Jahren kontinuierlich ausgebaut werden", sagt Krain.

Das Investitionsvolumen für 2012 beläuft sich auf 21,5 Millionen Euro. Neben einer weiteren Anzahlung für neue Vamos-Stadtbahnen (10,4 Millionen Euro) ist die Beschaffung von vier neuen Bussen für rund 1 Million Euro vorgesehen. Die größte Infrastrukturmaßnahme wird die erste Bauphase für die Streckenverlängerung der Stadtbahnlinie 2 bis Milse-Ost sein. Hierfür hat moBiel 3,2 Millionen Euro für das Jahr 2012 eingeplant.

Hintergrund zu Ticket to Kyoto

Im Projekt Ticket to Kyoto (T2K) reduzieren die fünf Verkehrsunternehmen aus Manchester, Paris, Brüssel, Rotterdam und Bielefeld den CO2-Ausstoß im öffentlichen Nahverkehr. Dieses von 2010 bis 2014 laufende Projekt ist in Bielefeld mit gleichen Anteilen von je 1,2 Millionen Euro aus Eigenmitteln von moBiel und Fördermitteln des europäischen Programms INTERREG IV B ausgestattet. Ziel ist die beispielhafte Ausschöpfung der Potenziale von Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und des stärkeren Einsatzes erneuerbarer Energien in Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs.